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Gemeinsam genießen... oder die Freude am Miteinander im Alltag wiederfinden

Bist Du auch noch mittendrin im Gefühl der österlichen Zeit? Das Osterfest liegt ja erst ein paar Tage zurück und vielleicht genießt Du auch gerade ein paar Tage Auszeit mit Deiner Familie. Irgendwo anders als zu Hause wäre der Erholungseffekt sicherlich größer, sich aber bewusst auch mal wieder Zeit für sich selbst und seine Familie zu nehmen, ohne gleichzeitige Aufgabenzwänge, kann die eigenen Akkus auch wieder ein Stück weit aufladen. 

 

Ostern, Geburtstage oder Weihnachten sind ja häufig wie geschaffen dafür, Zeit mit Freunden oder der erweiterten Familie zu verbringen, das Leben zu feiern und auch viele Köstlichkeiten miteinander zu genießen. Dieses Osterfest war es nun erneut so, dass wir auf Ersteres schon wieder und leider verzichten mussten. Aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht auf Letzteres. 

 

Eigentlich gibt es doch nur sehr wenige Feste (gibt es überhaupt welche?) ohne bewussten Genuss, ohne Vorbereitung und ohne gemeinsam verbrachte Zeit. Und auch unsere Kinder sind an solchen Tagen besonders aufgeregt, wachen meist schon sehr früh auf, wollen bei den Vorbereitungen mithelfen oder schleichen immer mal wieder in der Küche vorbei, in der Hoffnung das ein oder andere Probierhäppchen abzubekommen.

 

Essen und Trinken hält Leib und Seele zusammen, das wussten nicht nur die alten griechischen Philosophen. Und in Gemeinschaft wirkt dies ganz besonders gut. Wir Menschen sind soziale Wesen und brauchen daher ein immer wiederkehrendes Gemeinschaftsgefühl so dringend wie die Luft zum Atmen. Genau genommen ist es das Pendeln zwischen Gemeinschaft und Alleinsein, das uns ausgeglichen und glücklich macht. Wir brauchen die Zeit mit uns selbst und wir brauchen die Zeit miteinander.

 

Deshalb ist es so wichtig, sich Inseln der gemeinsamen Freude im Leben zu schaffen und nach diesen immer wieder Ausschau zu halten. Dafür sind Feste natürlich ganz besonders geeignet. Doch auch gerade im derzeit doch recht öde-anstrengenden und herausfordernden Alltag brauchen wir diese Inseln, an denen wir immer mal wieder anlegen und auftanken können. 

 

Wir brauchen die Unterbrechungen im momentanen gefühlt ewig gleichen Fahrwasser, wir brauchen die Abwechslung, die Pausen und auch die Anregungen von außen. Am besten geht es uns, und das kann man schon bei den Allerkleinsten feststellen, wenn wir einem gewissen Lebensrhythmus unterliegen und in eine Struktur eingebunden sind. Fällt diese von außen weg, müssen wir sie uns selbst immer wieder schaffen, um unser Wohlbefinden aufrecht zu erhalten.

 

Gemeinsame Mahlzeiten kommen da wie gerufen! Über alle Kulturen und auch Zeiten hinweg kommen Menschen immer wieder zusammen, um miteinander zu essen, sich dabei auszutauschen und Zeit miteinander zu verbringen. Und was wir bei Festen ganz bewusst zelebrieren, lässt sich auch wunderbar mit in den Alltag nehmen. 

 

Viele Familien haben im letzten Jahr das Backen und Kochen wiederentdeckt, teils aus purer Notwendigkeit, teils aber auch aus Lust, Freude und Interesse an der bewussten Auseinandersetzung mit unserer Nahrung und Ernährung. Doch so wichtig es auch ist, sich mit Essen und Ernährung auseinander zu setzen, sich mit guten und gesunden Lebensmitteln zu versorgen, so wichtig ist auch der bewusste Genuss dabei. Und das schließt nicht nur das Essen, sondern auch die Freude am Miteinander mit ein.

 

Warum nicht einfach mal eine gemeinsame Mahlzeit wie ein kleines Fest betrachten? Ich sag´s schon mal vor weg: es geht bei diesem Gedanken nicht darum, nach Hochglanz-Social-Media-Art perfekt performen und aus jeder (!) Mahlzeit das Beste (!) herausholen zu wollen. 

 

Nein, was ich meine ist, dass wir es uns einfach miteinander gemeinsam gutgehen lassen können. Einfach mal so, mitten am Tag, weil wir uns im Miteinander so wichtig sind. Die Mahlzeit ist dabei eher Mittel zum Zweck, die es uns ermöglicht, zusammen zu kommen. Die es uns ermöglicht, Pause zu machen. Die es uns ermöglicht, gemeinsam etwas herzustellen, zu genießen und uns miteinander zu verbinden. 

 

Liebe geht durch den Magen. Und Jesper Juul (europäischer Erfolgsautor und leider schon verstorbener dänischer Pädagoge) sprach sogar davon, dass eine gemeinsame Mahlzeit vielleicht sogar das stärkste Symbol der Liebe in einer Kultur sei. Vielleicht ist das auch ein wenig hochgegriffen, jedoch essen die meisten Kinder in Gemeinschaft viel lieber und auch uns Erwachsenen schmeckt es in Gesellschaft doch irgendwie nochmal etwas besser. 

 

Entscheidend dabei ist natürlich eine entspannte Tischatmosphäre, in der jedes Familienmitglied gleich wichtig ist. Gemeinsames Essen vermittelt uns das Gefühl, dass wir eingebunden sind, dass wir uns zugehörig fühlen und zusammengehören. Das kann sogar schon vor der gemeinsamen Mahlzeit anfangen, indem wir unsere Kinder in die Vorbereitungen miteinbeziehen. Wer deckt den Tisch? Wer holt die Getränke? Wer hilft in der Küche beim Rühren oder Gemüse schnippeln?

 

Eigentlich sind gemeinsame Mahlzeiten riesige Schatzkisten, aus denen wir uns nach Lust und Laune bedienen können. Wir haben hierbei die große Chance, auf ganz informelle, liebevolle und fürsorgliche Weise, Kindern soziale Kompetenzen, Kulturtechniken, Wertvorstellungen und Selbstregulierungsmöglichkeiten zu vermitteln. Einfach so, mal nebenbei, ohne allzu große erzieherische Anstrengung. 

 

Hier lernen Kinder auf spielerische Weise zuzuhören und sich Gehör zu verschaffen, sich zurück zu nehmen und für sich einzustehen, nehmen und geben, teilen, auf seine eigenen Bedürfnisse zu achten oder auch mal mutiges Ausprobieren (ja, es kostet durchaus Überwindung, einen Probierhappen von etwas zu nehmen!). Hier haben wir Erwachsene aber auch die Chance, mit unseren Kindern und Partnern genau die Gespräche zu führen, die sonst im restlichen Verlauf des Tages häufig zu kurz kommen. 

 

Denn letztlich sind die wichtigsten Nährstoffe, die wir für ein gesundes Familienleben benötigen Zuwendung, Freude am Miteinander, gemeinsamer Genuss, Geborgenheit und schöne gemeinschaftliche Erlebnisse. Und all das können wir beim gemeinsamen Essen erfahren. Die Alltagserfahrung zeigt, dass das nicht bei jeder Mahlzeit geht und wenn es lebendig bleiben soll, es auch gar nicht sein muss. Aber wenn wir im Alltag wieder mal ein kleines Fest feiern wollen, können wir dies doch einfach bei der nächsten Mahlzeit tun. 

 

Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende,

Deine Corinna 

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