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Kein Tag ohne...

… oder was brauchst Du wirklich?

 

Eltern können. Besonders Mütter. Wir sind Vielseitigkeitsspezialisten, Vereinbarkeitskünstler, Aufgabenjongleure, Bedürfnisseismographen, die ganze Bandbreite hoch und runter. Auch das könnte man durchaus als Fazit aus dem vergangenen Jahr ziehen.

 

Abends ist dafür dann gar nicht so selten nicht nur der Tag geschafft und erledigt, sondern wir selbst auch. Irgendwie ist dann klar, dass es eigentlich wieder mal viel zu viel war und wenn wir nicht irgendwann vor dem Zubettgehen das Licht ausmachen würden, sähen wir die nicht erledigten Aufgabenberge immer noch vor uns… wenn wir sie manchmal vielleicht nicht sogar in Form unserer inneren Bilder mit ins Bett nehmen.

 

Wir würden ja gern anders, aber wie? Ich kenne kaum jemanden aus meinem beruflichen und privaten Umfeld (einschließlich mir), der sich in den letzten 365 Tagen nicht das ein oder andere Mal in der Wiederholungsschleife fühlte. So eine komische Mischung aus Burn-out und Bore-out… einer extremen Aufgabendichte bei mangelnden Alternativen von außen.

 

Um nicht komplett im Aufgabenstrudel zu versinken, ist daher ein Schritt zurück und der Blick von außen zeitweise wirklich wichtig. Mal innehalten. Durchatmen. Pausemachen... Im Alltags-Wahnsinn, wenn kleine Kinder um Dich rumspringen und die Deadline Dir im Nacken sitzt, die Waschmaschine piept, weil sie fertig ist und es gleichzeitig an der Haustür klingelt, ist das nur für die Vollblut-Entspannten unter uns möglich. Aber wenn Du ganz genau hinschaust, dann gibt es sie durchaus, diese einladenden Momente der Ruhe in Deinem Alltag… die Frage ist dann nur, ob Du die Einladung annimmst…

 

Diese Woche war für mich eine spannende Erfahrung, weil ich bei einer Challenge auf Instagram mitgemacht habe. Im Netzwerk der Gründermütter, zu dem ich letztes Jahr hinzugestoßen bin, gab es jeden Tag ein Schlagwort für einen Beitrag. Eine tolle Sache in gleich mehrfacher Hinsicht, weil es über das Netzwerken hinaus für mich genau dieser beschriebene Schritt zurück, dieser Blick von außen war. Denn wenn man über sein Business, seine Coronalearnings oder seine Projekte schreibt, bleibt ja gar nichts anderes übrig, als sich selbst mal wieder zu reflektieren.

 

Und den heutigen Hashtag #keintagohne nehme ich gerne auch als Thema für meinen heutigen Blog-Artikel auf, war dies für mich doch das Schlagwort der Woche, über das ich am meisten nachgedacht habe. Und ich gebe gerne einfach mal die Frage an Dich weiter: Was möchtest Du eigentlich keinen Tag missen? Fällt Dir sofort etwas dazu ein? Für mich war das wirklich eine kleine Herausforderung!

 

Ein Tag ohne Kinder? Super, nehm´ ich mit! Eine Woche wäre schon schwieriger. Ein Tag ohne Handy? Traumhaft! Aber gerade zu Coronazeiten würde mir doch der Kontakt nach außen fehlen. Ein Tag ohne alle? Ich kooooommmeee! Herrliche Vorstellung... nur ich, allein, am Meer liegen, den Wellen zuhören, Wärme tanken... oh Gott, ich muss aufhören bevor mich das Fernweg packt. Irgendwann ist aber der Genuss vorbei und es würde doch schrecklich einsam werden. Ein Tag ohne Hobbies? Hatten wir in letzter Zeit sicherlich alle. War jetzt nicht so der Reißer, für eine gewisse Zeit aber machbar. Ein Tag ohne Essen? Letzte Woche erst habe ich die Woche mit Heilfasten verbracht. Empfehlenswerte Erfahrung, aber eine Woche reicht. Ja was dann??? Was ist so wichtig, dass man da einfach nicht drauf verzichten kann? 

 

Dieses #keintagohne hat ja, wenn wir es mal genauer betrachten, ganz viel mit den eigenen Bedürfnissen zu tun. Also mit der Frage: Was brauchst Du, um gut durch den Tag zu kommen? Was verschafft Dir gute Laune, was gibt Dir Energie für Deine Aufgaben, Wichtigkeiten und für Deine Lieben? Und das hat noch nicht mal was mit Egoismus zu tun. Es geht um die Basics, um die Grundlage für Deinen Alltag. Aber auch vielleicht um das, wovon wir uns manchmal unnötigerweise von außen abhängig machen und unsere innere Freiheit dafür eintauschen.

 

In der Psychologie unterteilt man Bedürfnisse ganz grob in die zwei Bereiche: körperliche und psychische. Also Hunger, Durst, Schlaf, Sexualität usw. auf der einen und Autonomie, Sicherheit, Anerkennung usw. auf der anderen Seite. Da diese Bedürfnisse bei allen Menschen (wenn auch in unterschiedlichen Ausprägungen, abhängig von der eigenen Kultur, den individuellen Werten und Sozialisation) vorhanden sind, spricht man hier auch von universellen oder Grundbedürfnissen. Werden unsere Bedürfnisse auf Dauer nicht oder nur unzureichend befriedigt, hat dies Auswirkungen auf unser Wohlbefinden, unsere Laune und auf unsere Gesundheit.

 

Allerdings und Gott sei Dank muss aber nicht jedes Bedürfnis 24/7 befriedigt sein, da hätten wir ja noch mehr als sowieso schon zu tun. Und doch neigen ja gerade Mütter dazu, ihre eigenen Bedürfnisse immer wieder hinten an zu stellen, „zum Wohle aller“ wegzudrücken oder diese für nicht allzu wichtig zu nehmen. Eine Zeit lang, also in Hochphasen des Stresses, kann man das ja auch mal bedenkenlos tun. Dieses Können macht uns zu flexiblen, variablen Wesen, die in der Lage sind, sich an bestimmte Anforderungen anzupassen und damit hat letztendlich auch die Menschheit immer wieder ihr Überleben gesichert.

 

Wenn diese Phase aber allzu lange andauert, wie verschärft im letzten Jahr, in dem wir ja auch schlaf- und problemlos hätten durcharbeiten können, weil die Aufgaben und Anforderungen einfach nicht weniger wurden und die soziale Einbettung fehlte, dann sieht das schon anders aus. Hinzu kommt dann noch das schlechte Gewissen, weil uns ja durchaus bewusst ist, dass wir gegen unser persönliches Empfinden arbeiten und ankämpfen.

 

Ich möchte Dir daher heute ein Bild mitgeben, das Dir für Deinen Alltag wieder etwas mehr Leichtigkeit zurückbringen kann. Stell Dir mal vor, Du bist eine Verkehrslotsin an einer nicht funktionierenden Ampel und hast die Aufgabe, den Verkehr zu regeln. Die Fahrzeuge sind dabei Deine ganz unterschiedlichsten Bedürfnisse und Du darfst bestimmen, welches gerade Vorfahrt hat und welche anderen zu warten haben. Allerdings wärst Du ein schlechter Lotse, nur immer der einen Richtung die Vorfahrt zu geben, da würden sich zu Recht die anderen mit der Zeit beschweren oder Dir ein Hupkonzert schenken. Wir Menschen lieben die Abwechslung und den Ausgleich, mal brauchen wir das eine, mal das andere. Und Du darfst Dich immer wieder aufs Neue für Deine manchmal doch sehr unterschiedlichen oder auch entgegengesetzten Bedürfnisse entscheiden, sodass Dein Leben auf Dauer am Fließen bleibt.

 

Was Du dafür tun musst? Dir immer wieder die innere Erlaubnis geben, dass Du es bist, die letztlich über Dein Leben und Deine Bedürfnisse entscheidet. Du allein bist und bleibst diejenige, die auch zukünftig entscheidet, ob sie das ein oder Bedürfnis zeitweise zurückstellt oder ihm im jetzigen Moment den Vortritt lässt. Eigentlich eine ziemlich coole Position, oder?

 

In diesem Sinne, let it flow und hab ein schönes Wochenende!

Herzliche Grüße,

Deine Corinna

 

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Kommentare: 2
  • #1

    Silvia (Freitag, 12 März 2021 19:11)

    Wieder einmal ein sehr gelungener, lebensnaher Text! Weiter so - ich freue mich jeden Freitag darauf �

  • #2

    Manu (Freitag, 12 März 2021 21:41)

    Liebe Corinna!
    Es ist jeden Freitag meine letzte "Amtshandlung", deinem Link zu folgen und diesen in aller Ruhe zu geniessen und das, obwohl bei mir keine kleinen Kinder mehr herumspringen und ich schon viele Deadlines abgeschüttelt habe, die mir im Nacken sassen. Danke für deine tollen und inspirierenden Impulse!
    Hab eine gute, gesunde und frohe Zeit!
    Deine Manu aus Hoppetenzell