"Nein, meine Suppe ess´ ich nicht!"

Sicherlich kannst Du Dich noch an diesen Satz vom „Suppenkasper“ aus dem Buch „Struwwelpeter“ erinnern, der früher vielen Kindern vorgelesen wurde. Ob dies heutzutage immer noch der Fall ist, weiß ich gar nicht, zumindest meine eigenen Kinder kennen diese doch sehr beeindruckenden Geschichten bis heute nicht. 

 

Da aber der „Suppenkasper“ vor fast 200 Jahren geschrieben wurde, scheint das Thema „problematisches Essen bei Kindern“ aber nicht erst der heutigen Zeit entsprungen zu sein, sondern hat bislang viele Elterngenerationen beschäftigt. 

 

Doch wenngleich wir uns in der Menschheitsgeschichte wahrscheinlich noch nie so intensiv und bewusst mit der Auswahl von Lebensmitteln und Ernährungsformen auseinandergesetzt haben wie heutzutage, so ist die Ratlosigkeit vieler Eltern im Umgang mit dem kindlichen Essverhalten dennoch geblieben. 

 

Vielleicht hast Du das auch schon mal in Deinem Familienalltag beobachten können: je mehr Du versuchst, Deinem Kind etwas schmackhaft zu machen, es zum Probieren von neuen Lebensmitteln zu locken oder eine entspannte Atmosphäre am Familientisch zu erreichen, desto mehr stellt es sich „stur“.

 

Letztlich hat sich Deine gute Absicht vielleicht sogar in Wut, Ratlosigkeit oder Sorgen verwandelt und das gemeinsame Miteinander wurde dadurch auch nicht wesentlich entspannter.

 

Wie können wir also dem häufig so emotional aufgeladenen Thema „Essen und Ernährung im Familienalltag“ begegnen, damit wir zukünftig keine Kämpfe wie beim Suppenkasper mit unseren Kindern ausfechten, sondern Essen vielmehr mit Spaß, Freude und Genuss einhergeht?

 

Natürlich ist es wichtig zu überlegen, was wir essen und trinken sowie sich und seine Familie mit guten und gesunden Lebensmitteln zu versorgen. Doch wenn wir angespannt am Tisch sitzen, weil wir wieder mal sorgenvoll darauf blicken, dass unsere Kinder genug oder vielleicht auch nicht zu viel (das ist ja familienabhängig) essen, die richtige Mischung auf dem Teller haben oder aufgrund von mäkeligem Verhalten den Kindern einen Vortrag über die Wichtigkeit gesunder Ernährung halten, vergessen wir das Allerwichtigste: dass gemeinsame Mahlzeiten vielmehr sind als nur Nahrungsaufnahme!

 

Nach Jesper Juul, der leider schon verstorbene Pädagoge und europäische Erfolgsautor, ist eine gemeinsame Mahlzeit sogar das stärkste Symbol der Liebe in einer Kultur und auch die alten griechischen Philosophen wussten, dass Essen und Trinken nicht nur Leib und Seele zusammenhält, sondern dies in Gemeinschaft auch besonders gut wirkt.   

 

Auch wenn solche Ideen vielleicht ein wenig hochgegriffen erscheinen mögen, essen die meisten Kinder sehr wohl viel lieber in Gemeinschaft – unabhängig von jeglichen Ess-Marotten. Denn ein gemeinsames Essen vermittelt uns das Gefühl, dass wir eingebunden sind, dass wir uns zugehörig fühlen und zusammengehören. 

 

Und das kann auch schon vor einer gemeinsamen Mahlzeit anfangen, indem wir miteinander überlegen, was es denn zu Essen geben soll, wir mit den Kindern gemeinsam einkaufen gehen, wer zu Hause den Tisch deckt, wer die Getränke holt oder wer in der Küche beim Rühren oder Gemüse schnippeln hilft. 

 

Denn eigentlich sind gemeinsame Mahlzeiten riesige Schatzkisten für Familien: gerade am Familientisch können Kinder im Laufe der Zeit lernen, auf die eigene Bedürfnisse zu achten oder sich auch mal mutig auszuprobieren (ja, es kostet enorm große Überwindung, etwas in den Mund zu nehmen, von dem man nicht weiß, wie es schmeckt oder wie es sich anfühlt!), zu nehmen, zu geben und zu teilen, zuzuhören und sich auch Gehör zu verschaffen und die Möglichkeit zu haben, sich über all das ungezwungen auszutauschen, was sonst im restlichen Verlauf des Tages vielleicht untergehen würde. 

 

Denn letztlich sind die wichtigsten Nährstoffe, die wir für ein gesundes Familienleben brauchen Zuwendung, Freude am Miteinander, gemeinsamer Genuss und schöne gemeinschaftliche Erlebnisse. Und vielleicht wandert dabei plötzlich doch mal zufällig ein Stück Gemüse in den Mund Deines Kindes – einfach, weil es alle so machen… und weil es sich gerade eben mal unbeobachtet fühlt.

 

Ich wünsche Dir ein wundervolles Ausprobieren und ein genussvolles Wochenende! 

 

Herzliche Grüße,

Deine Corinna 

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