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Selbstfürsorge ist Burnout-Vorsorge

Wie hältst Du es eigentlich mit dem Thema „Selbst-Fürsorge“? 

 

Überflüssig, absolut notwendig oder eine Quelle permanenten schlechten Gewissens, weil sie ja eigentlich so wichtig wäre, Du aber im Alltag nur selten dazu kommst?

 

Gerade uns Eltern passiert es im umtriebigen Familienalltag ja relativ leicht, unsere Bedürfnisse immer wieder so lange zu vertagen, bis wir merklich an guter Laune, Nerven oder Ausgeglichenheit eingebüßt haben.

 

Und paradoxerweise achten wir genau dann am wenigsten auf sie, wenn wir Regeneration am meisten bräuchten: in Zeiten des Stresses und der Krise. 

 

Dann handeln wir nicht selten nach dem Motto „Augen zu und durch“, denn augenscheinlich ist es bald geschafft. Das stimmt zwar, aber diese Einstellung hat - wie Du das ein oder andere Mal sicherlich schon gemerkt hast - auf Dauer auch ihren Preis. 

 

Doch halt, falls Dein schlechtes Gewissen sich jetzt melden sollte, weil Du eigentlich mal wieder etwas für Dich tun müsstest, dann stopp dieses genau jetzt! 

 

Stell Dir nicht die Frage „(Wann) soll ich das denn auch noch machen?“! Verabschiede einfach mal für diesen Moment Deine bisherigen Trigger ins Schweigen, denn mehr als ein schlechtes Gefühl bescheren sie Dir doch selten, oder?!

 

Ja, Selbstfürsorge ist Burnout-Vorsorge, aber Selbstfürsorge ist kein „das auch noch“, kein „add-on“ und auch nicht noch eine to-do-Liste. Denn dann beißt sich die Katze selbst in den Schwanz und bringt Dir noch mehr Stress in Deinen Alltag.

 

Selbstverständlich kann Selbstfürsorge die Tasse Kaffee oder Tee, ein Spaziergang oder die kleine Auszeit sein. Das tut gut, nimmt uns zeitweise raus aus dem Geschehen, gibt uns Raum zu atmen, uns neu zu strukturieren und hilft uns kleine Alltagsfreuden zu genießen.

 

Doch Selbstfürsorge ist vor allem der fürsorgliche Umgang mit uns selbst: der zärtliche Blick auf unsere Unvollkommenheit, Mitgefühl mit uns selbst zu haben, wenn wir uns in unseren Gefühlen und Gedanken mal wieder verfangen, oder uns selbst gegenüber genauso wohlwollend und freundlich zu sein, wie wir es im Umgang mit anderen pflegen. 

 

Eben all das, was Du gar nicht tun musst, sondern in vielen kleinen Momenten fühlen darfst. Das, was wir oft ganz unmerklich in unseren Alltag einbauen können, die vielen kleinen Momente, die sowieso da sind und die wir, weil wir mit unserem Tun so beschäftigt sind, manchmal gar nicht merken. 

 

Mal „fünfe grade sein“, bewusst „nein“ oder „ja“ zu etwas oder jemandem zu sagen, obwohl es vielleicht nicht gerade funktional oder vernünftig ist, aber uns so viel Wohlwollen beschert. 

 

Essen und Trinken müssen wir sowieso. Warum sich also dabei nicht hin und wieder etwas mehr Zeit nehmen, den Genuss in den Mittelpunkt zu rücken und dabei die einzelnen Geschmacknuancen herauszufiltern oder eine bewusste Familienzeit damit verbinden: nur wir. Jetzt. Hier. Alles andere kann warten und die Betriebsamkeit macht Pause.

 

Und wie oft sind wir mit Terminen und Aufgaben abarbeiten oder Problemlösen im Miteinander so beschäftigt, dass wir hin und wieder die Verhältnismäßigkeit aus den Augen verlieren. Da kann es manchmal auch befreiend sein, über eine Situation oder sogar sich selbst einfach mal zu schmunzeln. Denn Du kennst das bestimmt: lachen befreit, schafft Situationskomik und nicht selten eine Lösung, auf die man sonst nicht gekommen wäre. 

 

Selbstfürsorge ist übrigens auch immer Beziehungsgestaltung - sowohl sich selbst als auch anderen gegenüber. Wir können nicht davon ausgehen, dass andere, insbesondere unsere Kinder, schon wissen, was wir gerade brauchen. Hilfreich ist hingegen, die manchmal doch sehr unterschiedlichen Bedürfnisse der einzelnen Familienmitglieder immer wieder anzusprechen und miteinander zu überlegen, in welcher Form diese ermöglicht werden können.

 

Es sind die Kleinigkeiten im Alltag, auf die es letztlich ankommt. Du darfst Dich also ruhigen Gewissens vom Anspruch der perfekten Work-Life-Balance oder einem Fahrplan Richtung Selbstoptimierung befreien! 

 

Denn was im Alltag wirklich funktioniert, ist die Idee der kleinen Schritte, ein „weniger ist mehr“ und freundliche, ermutigende Gedanken uns selbst und anderen gegenüber.

 

Selbstfürsorge ist vor allem die innere Erlaubnis, auch sich selbst Gutes tun zu dürfen und sich selbst ein*e gute*r Freund*in zu sein! Und das kann auch bei all dem November-Schietwetter kunterbunt wie ein Blumenstrauß zur schönsten Jahreszeit sein!

 

Vielleicht ist das für Dich der Abend bei Kerzenschein, das Laternenbasteln mit Deinem Kind oder ein gutes Buch unter der flauschigsten Decke, die Du finden kannst, zu lesen. 

 

Vielleicht ist es aber auch das zeitweise süße Nichtstun oder im Gegensatz dazu Deine eigene Schaffenskraft zu genießen, wenn Du gerade im absoluten Workflow bist.

 

Es kommt nicht auf das WAS an, sondern mit welcher Haltung und inneren Einstellung Du die Dinge in Deinem Leben tust. Denn dann gibst Du Dir die Erlaubnis, im gegenwärtigen Moment zu sein und das ist der größte Stresspuffer überhaupt.

 

Und nun fühl Dich eingeladen, die Selbstfürsorge immer wieder in jeder noch so kleinen Situation in Dein Leben zu lassen: erlaubt ist all das, was Dir gute Laune und Wohlbefinden verschafft – und davon wirst nicht nur Du und Deine Gesundheit, sondern auch Dein gesamtes Umfeld, profitieren.

 

Wie liest sich das für Dich? Steigst Du ins „Team Selbstfürsorge“ ein? 

 

Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende,

Corinna 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Manu vom See (Freitag, 05 November 2021 17:58)

    Liebe Corinna!
    Woher weisst Du nur immer, was mich gerade umtreibt?
    Du hast recht, das Auf-sich-selber-hören sollte nicht ein weiterer Punkt auf der To-do-Liste sein. Das ist der falsche Ansatz!
    Danke für deine tolle Inspiration!
    LG vom Bodensee
    Manu