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Man soll die Feste feiern, wie sie fallen...

 

... oder warum wir jeden Tag Muttertag feiern sollten! 

 

Am Sonntag ist beispielsweise wieder so eine Gelegenheit und wenn wir von „feiern“ sprechen, dann setzt das mittlerweile ganz andere Gedankenbilder frei als noch vor zwei Jahren. Leider. Feiern findet bei genauerer Betrachtung derzeit noch nicht mal mehr als Wort statt. Weil wir dies derzeit einfach schlichtweg nicht können. Oder doch?

 

Muttertag feiern – macht Ihr das in Eurer Familie? Also ich meine, Dich als Mama so richtig feiern! Ein mehr als nur kurz Geschenke überreichen oder überreicht bekommen, ein „Danke Mama“ und dann zurück zum Alltag? Fühlst Du Dich gefeiert, wertgeschätzt und hochleben gelassen?

 

Oder ist dies vielleicht doch nur ein kleiner Bruchteil, was so ein Muttertag ausmacht? Könnte Muttertag vielleicht nicht viel mehr Möglichkeiten in sich bergen? Und was verbindest eigentlich Du selbst mit diesem Tag? Denn immerhin wird er seit ich denken kann immer wieder kontrovers diskutiert. 

 

Letztes Jahr zum Beispiel hat dieser Tag die sozialen Medien gefühlt zum Platzen gebracht – und mich dadurch doch eher nachdenklich gemacht. Wo ich auch reingeklickt habe, viele Posts von Müttern waren voller Wut, Ironie und Verbitterung, denn wir hatten gerade einige Wochen Lockdown-Zeit hinter uns und schon damals lagen viele Nerven blank. Das Modell Vereinbarkeit Familie – Beruf wurde durch Corona gründlich ausgehebelt oder mindestens an die Grenzen der Belastbarkeit geführt.

 

Vielleicht war es auch dieses überwundene 50er- Jahre Bild des „Heimchens am Herd“, das triggerte und plötzlich bei vielen ihr bislang zumindest eher partnerschaftliches Modell bzgl. Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit bedrohte. Denn irgendjemand muss sich ja in der Zeit von Schul- und Kindergartenschließung um die Kinder kümmern und das war Umfragewerten zufolge interessanterweise in den vielen Familien dann doch wieder die Frau. 

 

Jetzt sind wir ein Jahr weiter, haben uns irgendwie mit den Begebenheiten arrangiert, haben den Funktionsmodus wieder aufgenommen oder unsere Familienaufgaben neu aufgeteilt, aber was derzeit – oh Wunder – häufig wirklich fehlt ist das, was wir Menschen zum Leben brauchen, wenn wir nicht nur überleben wollen: Lebensfreude, Spontaneität, Glücksgefühle, Stolz, gemeinsames Lachen …, um nur einige zu nennen. 

 

Manchmal brauchen wir daher kleine Anstubser von außen, ein sogenanntes Nudging, die uns immer mal wieder ans Innehalten oder den Genuss schöner Momente erinnern. Etwas, das unseren Autopiloten unterbricht und unseren Blick für uns, unsere Bedürfnisse, das Wesentliche und unsere Liebsten öffnet. Damit wir im Atemfluss, in unserer Energie und unserer Kraft für einen gut gelingenden Alltag bleiben können.

 

Weißt Du eigentlich um die Historie des Muttertags? Also um die wirkliche Historie des Muttertags, fernab der Blumenstrauß-Industrie, des 50er-Jahre-Staubs oder des schändlichen Missbrauchs aus der damaligen Nazi-Schreckensherrschaft? Denn je nachdem, welche Bilder in Dir freigesetzt werden und welche Gedankengänge Du mit „Muttertag“ verbindest, vielleicht auch ganz unbewusst, fällt Deine emotionale Bewertung doch ganz unterschiedlich aus. 

 

Da mich diese Historie auch selbst interessiert hat, habe ich einfach mal ein wenig recherchiert. Und auf diese Reise möchte ich Dich jetzt kurz mitnehmen, denn es könnte mehr Potential in diesem Tag liegen, als wir gemeinhin annehmen.  

 

Der Ursprung des Muttertags liegt Anfang des letzten Jahrhunderts in den Vereinigten Staaten und wurde ausgerechnet in der Frauenbewegung (!) geprägt. Anna Marie Jarvis wollte damals eine Mütterbewegung gründen, damit Mütter sich zu damaligen Fragen austauschen konnten. Gleichzeitig sollten Mütter durch einen staatlichen Feiertag mehr Anerkennung durch Politik und Gesellschaft bekommen. Zu dieser Zeit entstanden darüber hinaus auch in Europa diverse Frauenbewegungen, die sich neben Friedensprojekten und mehr Frauenrechten auch für bessere Bildungschancen für Mädchen einsetzten. 

 

Als ich das gelesen hatte, war ich wirklich perplex. Also nichts mit Hausmütterchen-Tag, sondern der Ursprung war von höchst gesellschaftlichem und politischem Interesse von Mütter- und Frauengenerationen vor uns! Wie wäre es also, 100 Jahre später, genau an diesem Punkt anzuknüpfen und unseren Vorgänger-Mütter-Generationen dankbar sein für alles, was sie bereits erreicht, erstritten und vielleicht sogar erkämpft haben. Nicht müde werden, für die Belange von Müttern und Familien einzustehen und sie immer wieder auf den unterschiedlichsten Ebenen einzufordern. Diese Botschaft könnten wir doch auch mit dem Muttertag verbinden, was meinst Du?!

 

Müttersolidarität über Generationen und Familien hinweg und ein gemeinsamer Spirit, der uns auch durch solche Zeiten wie diese trägt, Selbstbewusstsein und Stolz auf alles, was wir trotz oder gerade aufgrund unseres Mutterseins können, unendliche Liebe und Freude unseren Kindern gegenüber, weil sie das größte Geschenk sind, das uns das Leben machen konnte. Dankbarkeit unserer eigenen Mama gegenüber, einfach schon alleine deshalb, weil sie uns unser Leben geschenkt hat. Denn letztlich ist es auch diese Gemeinsamkeit, die uns Menschen miteinander verbindet: wir kommen alle durch unsere Mutter auf die Welt!

 

Eine Welt ohne all die wundervollen Mütter, die in ihrer jeweilige Zeitepoche tagtäglich ihr eigenes, das familiäre und ein gesellschaftliches Leben im Großen oder Kleinen gestalten, prägen und verändern? Unvorstellbar!

 

Und daher gilt nicht nur für diesen einen Tag, sondern für jeden einzelnen im Jahr: Lass Dich feiern und feier Dich selbst, feier Deine eigene Mama, all die Mütter in Deiner Familie, Deine befreundeten Mütter, die vorhergehenden Müttergenerationen, Deine Mutter-Vorbilder und spüre hinein in diese unglaubliche Energie, die durch Verbundenheit entsteht...

 

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende,

herzliche Grüße,

Deine Corinna 

 

„Ein Hoch auf das, was vor uns liegt, dass es das Beste für uns gibt, 

ein Hoch auf das was uns vereint in dieser Zeit…

Ein Hoch auf uns - auf dieses Leben - auf den Moment, der immer bleibt.

Ein Hoch auf uns - auf jetzt und ewig - auf einen Tag Unendlichkeit.“ (Andreas Bourani)

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Kommentare: 4
  • #1

    Silvia (Samstag, 08 Mai 2021 21:31)

    Wieder mal ein sehr schöner, interessanter Text! Hab einen schönen Muttertag und lass es dir gut gehen!
    Liebe Grüße �

  • #2

    Katharina (Sonntag, 09 Mai 2021 13:21)

    �❤️ es tut gut uns über die Herkunft solcher Tage Bescheid zu wissen, wie stark diese Frauen waren und wie stark wir heute sind. Ein toller Gedanke. Danke Corinna

  • #3

    Corinna (Montag, 10 Mai 2021 12:25)

    Vielen Dank, liebe Katharina, für Deine Gedanken.
    Und ja, Frauen waren schon zu allen Generationen stark, wir vergessen das nur manchmal oder können es auch nicht immer nachlesen. Daher war mir der heutige Artikel besonders wichtig.
    Und wir können immer wieder in unsere Kraft kommen, wenn wir uns mit den vielen Generationen vor uns und mit den Frauen und Müttern, mit denen wir im Hier und Jetzt unsere Welt teilen und gestalten, im Herzen und in Gedanken miteinander verbunden fühlen.

  • #4

    Corinna (Montag, 10 Mai 2021 12:30)

    Wie schön von Dir zu lesen, liebe Silvia! Und ja, es war wirklich ein schöner Tag gestern... ich bin an einen Sandstrand entführt worden ;-)... zwar nicht am Meer, aber an den Wassersportsee Zülpich... war ein super Vorgeschmack auf den Sommer und für alle, die hier aus der Rhein-Sieg-Gegend kommen, ein Ausflugstipp von mir!