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Paarurlaub mal anders "Du bringst mich auf die Palme"

Und, diese Woche schon auf die Palme gebracht worden? Es ist ja wirklich erstaunlich, welche Energien manchmal in uns wachgeküsst werden, dass wir "da oben" landen. Und das hat noch nicht mal was mit Sportlichkeit zu tun. 

 

„Wachküssen“ ist ja in der Regel nur für die Liebsten zu Hause vorgesehen, also für unsere Kinder und wenn Du noch nicht zu denen gehörst, deren Partnerschaft auch durch Corona schon ganz schön Federn lassen musste, auch für Deinen Mann oder Partner*in. 

 

Meine Erfahrungen in meiner paartherapeutischen Praxis sind im Moment leider recht deckungsgleich mit den Umfragen und Studien, die man zum Thema Partnerschaft derzeit findet: Die Geigen sind nicht selten leiser geworden und stattdessen hört man viel häufiger ein Donnerwetter aus dem ehemaligen 7. Himmel. 

 

Es ist aber auch vertrackt: das letzte Jahr hat uns alle auf Abstand zueinander gebracht – nur zu Hause sind wir zumindest räumlich stark zusammengerückt. Und was am Anfang einer Krise zunächst alle Kräfte und guten Vorsätze mobilisiert, kann bei dieser nun doch länger andauernden Corona-Krise zur echten Zerreißprobe werden. All die unterschiedlichsten Bedürfnisse (und die sind ja selbst innerhalb einer Person auch zahlreich!) in der Partnerschaft und Familie unter einen Hut zu bekommen oder diesen unter einem Dach gerecht zu werden, ist schlichtweg nicht möglich. 

 

Und so kann es durchaus passieren, dass wir immer wieder oben auf der Palme zu finden sind und das starke Gefühl haben, dass „der andere“ uns da hingebracht hat. Dass das nicht stimmen kann, weil wir da schon selbst hinauf springen müssen, sei mal nur so am Rande erwähnt. Denn letztlich sind es unsere eigenen wütenden, gekränkten oder verletzten Gefühle, die uns zu solchen Höhenflügen bringen. 

 

Und was machen wir so oft mit unseren aufbäumenden, lautstarken Gefühlen, die bei diesem oder jenem was der Partner macht oder sagt, plötzlich zu spüren sind? Logo, die müssen raus und zwar noch bevor wir platzen! Meist passiert das sogar so reflexartig und mit so einer Wucht, dass uns Gesagtes oder unser gezeigtes Verhalten im Nachhinein und zumindest manchmal leidtut. Das Problem an der Sache ist nur, dass laut Paartherapeuten so ungefähr 5mal mehr Positives als Negatives in eine Partnerschaft einfließen sollte, damit es einem Paar miteinander gut geht. Das könnte schon fast zum „innere Bilanz ziehen“ einladen…

 

Bei den allermeisten Paaren gibt es ein klares Muster: am Anfang einer Beziehung verhalten wir uns doch recht anders als im Laufe der gemeinsamen Jahre. Das hängt auf alle Fälle zum einen mit diesem unglaublich wirkungsvollen Hormoncocktail in unserem Gehirn zusammen, wenn wir frisch verliebt sind, zum anderen gibt es weniger „ich“-Bedürfnis, als vielmehr oder so häufig wie möglich nur „wir“. 

 

Mit den Jahren verändern wir uns (glücklicherweise!) wieder hin zu zwei eigenständigen Personen, die sich im Idealfall ergänzen und als Team im Leben unterwegs sind. Aber es treten eben auch Abnutzungserscheinungen auf, denn wir kennen unseren Partner zunehmend in seiner ganzen Bandbreite an Persönlichkeit. Die guten und positiven Eigenschaften nehmen wir dann oft als selbstverständlich hin und die negativen, uns störenden Verhaltensweisen treten – je nachdem wie wir sowieso schon selbst gerade gereizt sind – deutlicher hervor und rücken in unserer Wahrnehmung zunehmend in den Vordergrund.  

 

Die Gefahr, dass sich dies immer mehr zu einer Negativspirale entwickelt, lässt sich in keiner Beziehung so komplett von der Hand weisen, denn auch hier greift das zweite thermische Gesetz aus der Physik „schlechter wird’s von allein“. Falls Du mehr über dieses Gesetz lesen willst, kannst Du gerne einen Blick auf meinen Blog-Artikel vom 15. Januar „Multitasking-Chaos im Corona-Alltag“ werfen. 

 

Wenn Dinge also von allein schlechter werden, was wäre dann der Umkehrschluss??? Vielleicht können Dir die folgenden Überlegungen helfen, wieder ein bisschen mehr Leichtigkeit in Deinen Alltag fließen zu lassen, denn eigentlich wollen wir ja in Sachen Beziehung weniger auf die Palme, als vielmehr gemeinsam drunter liegen, oder?

 

In jeder guten Führungsebene braucht es ein sich ergänzendes Team und in keinem Unternehmen der Welt bekleidet eine Person alle Funktionen allein. Wie wäre es also, wenn Du Deine*n Partner*in wieder mehr als Sparringspartner in den Blick nimmst? Meist haben wir ja die Idee, dass wir genau wissen, wie was zu sein hat und erledigt werden soll. Sparringspartner sollten hingegen miteinander überlegen, wie sie am besten und effektivsten zu einer gemeinsamen Lösung kommen und wer mit welchen Fähigkeiten in welchem Ausmaß dazu beitragen kann. 

 

Das gibt einem dann wiederum die Chance, wieder mehr miteinander ins Gespräch zu kommen. Aus seinem eigenen Herzen keine Mördergrube machen und sich nicht verschließen, aber auch seinem Partner wieder mal bewusst zuhören, genau hinhören und nachfragen. Denn Fragen schließen uns Menschen innerlich auf und können uns einander wieder näherbringen. Die Kunst dabei ist dann, die andere Sicht der Dinge als ebenso gültig wie die eigene wertzuschätzen – statt sie gleichgültig an sich vorbeiziehen zu lassen. 

 

Und kennst Du schon die VW-Regel? V steht hier für Vorwurf, W für Wunsch. Denn hinter jedem Vorwurf steckt ja eigentlich ein Wunsch. Wie wäre es also, beim nächsten aufbrausenden Vorwurf mal kurz innezuhalten, zu überlegen, welches Bedürfnis von Dir dahintersteckt und dieses als Wunsch zu formulieren. Probier´s aus! 

 

Noch ein abschließender Gedanke: Palmen wachsen ja nicht selten an romantischen Orten. Warum also nicht die Gunst der Stunde nutzen bzw. dieses innere Bild drehen? Statt Dich also auf der Palme zu sehen, stell Dir doch mal vor, Ihr liegt zu zweit unter Palmen, jeder einen Cocktail in der Hand und genießt diesen gemeinsamen Moment. Schöne Momente immer wieder miteinander zu haben ist superwichtig, denn diese sind es letztlich, die verbinden. Was dürftet Ihr also tun, um genau diesen Strand-Moment wieder mal zu Euch ins eigene Zuhause zu holen? Und mit dieser Frage entlasse ich Dich jetzt ins Wochenende, denn Fragen schließen uns Menschen innerlich ja bekanntermaßen auf...

 

Herzliche Grüße,

Deine Corinna 

 

P.S.: Die Rheinländer sind, wie Du vielleicht weißt, Namenstag-Liebhaber. Und heute ist übrigens „Josephstag“, ein nicht ganz unbedeutender Namenstag, ist Joseph laut Bibel doch der Vater von Jesus und der Mann von Maria. Joseph gilt auch als Schutzpatron der Eheleute und der Handwerker… gibt es für Dich da einen Zusammenhang? Für mich schon…

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Kommentare: 2
  • #1

    Stephen (Freitag, 19 März 2021 18:07)

    Die Kunst, sich nicht gegenseitig auf die Palme zu bringen...manchmal passiert es einfach, dass man Dampf ablassen muss. Die einen machen das beim gemeinsamen Sport oder vielleicht bei der Radtour, andere leisten sich Wortakrobatik - um es einigermaßen philosophisch auszudrücken.

    Vorwürfe sind da nur fehl am Platz.

    Wir hocken zuhause auch zu viert zusammen. Da tut es gut, dass sich jeder mal für einige Zeit in "seinen" Raum zurückziehen kann, oder mal etwas alleine unternimmt. Und das ist auch in der jetzigen nicht immer einfachen Zeit möglich.

    Entscheidend ist, dass wir immer wieder bereit sind, auch die Perspektive unseres Partners / unserer Partnerin einzunehmen und zu sehen: Was bewegt uns beide - und warum?

  • #2

    Corinna (Samstag, 20 März 2021 18:45)

    Ja super, lieber Stephen,
    genau dieser Perspektivwechsel ist so wichtig... Im Hinterkopf zu behalten, dass jeder auch mal schlecht drauf sein darf, für sich seine Auszeit und Regenerationszeit nehmen darf und sie auch dem Partner zuzugestehen. Miteinander im Gespräch bleiben und sich auszutauschen, was beide bewegt... bin ganz bei Dir und danke Dir für das Teilen Deiner Erfahrung!