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Die Kunst, sich selbst nicht immer allzu ernst zu nehmen

Eigentlich wären wir jetzt in Feierlaune. Und so ein paar Tage Ausgelassenheit und Unbeschwertheit, die die Karnevals-, Fasnachts- oder Faschingstage mit sich bringen, könnten wir im Moment alle mehr als gut gebrauchen. Einfach mal raus aus dem Alltagstrott, Arbeit und Sorgen sein lassen und sich einem leichteren, fröhlichen Dasein zuwenden. 

 

Bist Du unter normalen Umständen so ein*e überzeugte*r Karnevalist*in bzw. Närrin oder sind Dir diese Tage im Grunde genommen egal und Du freust Dich einfach über ein paar freie Brauchtumstage? 

 

Unsere Gewohnheiten werden ja auch immer davon geprägt, in welchem Umfeld wir leben und mit welchen Brauchtümern wir heranwachsen. Bei uns im Rheinland und meiner Herzensheimat, dem Bodensee, ist diese „fünfte Jahreszeit“ selbstverständlich nicht mal ansatzweise wegzudenken und daher ist das dieses Jahr für viele Menschen und eventuell auch für Dich ein weiterer herber Verzicht und das, obwohl die Fastenzeit noch nicht mal begonnen hat. 

 

Wusstest Du eigentlich, dass der Gedanke dieser fünften Jahreszeit mal abgesehen von Feiermöglichkeiten, wenn auch erst auf den zweiten Blick, einige weitere Chancen für unsere Lebensgestaltung in sich birgt? Und dass diese sogar ihren Beitrag zur Resilienz, also zur psychischen Widerstandskraft, leistet und von Dir als Ressourcenpool genutzt werden kann?

 

Denn wie alles im Leben kommt es immer auf den entsprechenden Blick an. Hermann Scherer, Beststeller-Autor und Speaker, nennt diesen auch „Chancenblick“. Wir haben nämlich immer die Wahl, wie wir eine Situation betrachten wollen. Und dass wir dies alle manchmal sehr unterschiedlich tun, ist ja ein offenes Geheimnis. Sonst wäre die Antwort auf die Frage nach dem halb vollen oder halb leeren Glas auch recht schnell und eindeutig beantwortet. Und diese Frage gehört eher zu den einfachen.

 

Wir betrachten das Leben ausschließlich durch eine einzige Perspektive – und das ist unsere eigene, logisch, welche auch sonst. Aber wir dürfen dabei nicht vergessen, dass das nicht das Leben an sich ist. Es ist lediglich ein kleiner Ausschnitt aus dem großen Ganzen, das wir im Hier und Jetzt mit unseren Sinnen, unseren aktuellen Bedürfnissen und unseren ganzen Vorerfahrungen wahrnehmen. Und unser Gehirn macht daraus blitzschnell zu jeder Zeit eine Gesamtbewertung und lässt uns eine Situation entsprechend als angenehm oder unangenehm erleben.

 

Oft sind wir jedoch so von unserer Meinung und unserer Weltanschauung überzeugt, dass wir uns darin richtiggehend festbeißen. Übrigens sind die sozialen Medien wie Facebook auch deshalb so erfolgreich, weil sie unser Nutzerverhalten analysieren und uns genau die Inhalte zuspielen, die zu unseren „Likes“ passen. Damit werden wir durch die eingespielten Inhalte immer wieder in unserer Meinung bestärkt… und für wen von uns fühlt sich das nicht gut an, wer von uns fühlt sich nicht gern bestätigt? Dass wir uns damit nicht unbedingt einen Gefallen tun, möchte ich hier nur am Rande bemerken. 

 

Zurück zur fünften Jahreszeit, die uns ganz offiziell und im Jahresrhythmus hierzulande fest verankert die Möglichkeit bietet, in der Schwere des Alltags einfach mal die Pause-Taste zu drücken. Und immer, wenn wir Pause machen, öffnen wir als zweites (nach dem Durchatmen und sich kurz zu strecken oder schütteln) wieder unseren Blick. Dann sehen wieder mehr, vielfältiger und meist auch klarer, als wenn wir im Autopiloten durch den Alltag rasen. Und was noch viel wichtiger ist: wir wenden den Blick wieder unserer Umwelt zu und gönnen uns eine Auszeit – von uns selbst!

 

Und das kann manchmal ganz schön befreiend sein, so gern wir uns selbst auch haben. Hoffentlich jedenfalls. Denn es könnte ja durchaus sein, dass Du bei all den täglichen Aufgaben, innehabenden Rollen und vielfältigsten Bedürfnissen manchmal den Impuls verspürst, einfach alles hinzuschmeißen und auszusteigen. Natürlich nur im ersten Moment und nicht wirklich, denn wie heißt es so schön „nein, ich möchte gar nicht raus aus meiner Haut – wo sollte ich denn sonst auch hin?“ 

 

Aber manchmal hilft es uns, unsere Anliegen, alltäglichen Nichtigkeiten und manchmal auch überhöhten Ansprüche im großen Weltgeschehen nicht ganz so ernst zu nehmen. Um uns nicht falsch zu verstehen: Du solltest diese immer wichtig nehmen, aber Dich und Dein Tun dabei nicht immer allzu ernst. Wir machen Dinge immer so gut wie wir können – und manchmal auch so gut, dass wir mit „voller Kraft voraus“ übers Ziel hinausschießen. 

 

Und genau dann hilft es, auch mal über uns selbst lachen zu können, uns über uns selbst zu wundern oder staunend den Kopf zu schütteln, was so alles möglich ist und auf was für Ideen wir so den lieben langen Tag kommen können. Und uns genau dann vielleicht mal ganz genüsslich zurückzulehnen und uns selbst in unserem alltäglichen Tun als Stummfilm mit entsprechender musikalischer Untermalung (ähnlich den übertriebenen schwarz-weiß-Filmen um die Jahrhundertwende) anzuschauen. Herrlich, oder? Wenn ich so drüber nachdenke, fallen mir unzählige Situationen ein, bei denen ich mich im Nachhinein selbst so wunderschön auf die Schippe nehmen könnte. 

 

Aber, und das ist ganz wichtig: wir dürfen uns dabei trotzdem wertschätzen! Wir haben es gut gewollt, wir haben es gut gemeint, unsere Anliegen sind und bleiben wichtig. Es sind unsere Werte, die sich darin widerspiegeln, wenn wir Prioritäten im Leben setzen und etwas so sehr wollen, dass wir uns dem ein oder anderen komplett verschreiben. Aber es schadet nichts, hin und wieder inneren Abstand zu unserem Alltag und zu uns selbst zu bekommen.

 

Ähnlich ist das ja auch an Karneval, wenn wir in eine andere Rolle schlüpfen, uns darin durch entsprechendes Verhalten selbst neu erfahren und uns spielerisch ausprobieren. Wider den tierischen Ernst. Und genau das wünsche ich Dir für die kommenden Tage, auch wenn Karneval dieses Jahr nicht so ist wie sonst. Denn das Leben ist ja immer, was Du draus machst. 

 

Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende, 

Deine Corinna 

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Kommentare: 1
  • #1

    Silvia (Freitag, 12 Februar 2021 18:59)

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